Der Fluch
Der Fluch
Icos Alptraum begann schon am Tag seiner Geburt. Als er seinen ersten Atemzug tat, erschütterte ein Schrei die Nacht. Das Zeichen war unverkennbar - der Kopf des Neugeborenen wies zwei kleine, aber deutlich sichtbare Hörner auf.
Icos Geburt war kein freudiger Anlass. Kein Funken des Stolzes regte sich in den Augen seines Vaters. Überall erregte Ico nur Misstrauen und Furcht. Die Dorfbewohner hatten gehofft, dass der Fluch ihrer Generation erspart bleiben möge. Doch nun war das Zeichen nicht zu übersehen. Und so kamen Jahr für Jahr die Plagen, die ihre Kinder dahinrafften, und die Missernten. In ihrer Verzweiflung flehten sie in ihren Gebeten um ein Ende ihres Kummers.
Dieses Ende, so hieß es in der Überlieferung, war Icos zwölfter Geburtstag. In der Morgendämmerung kamen die gesichtlosen Reiter, um Ico zu holen. Seine Familie gab Ico kampflos auf. Die Eltern weinten keine einzige Träne um ihr Kind. Icos Schicksal war schon vor langer Zeit entschieden worden.
Die Reiter drangen tief in den finsteren, pfadlosen Wald ein. Ico wusste nicht, was ihm bevorstand, doch mit jeder Sekunde wuchs seine Angst. Nach vielen Stunden näherten sie sich einer uralten Burgruine. Groß und dräuend erhob sie sich vor dem stürmischen Horizont. Ico hörte die Wellen, die gegen die felsigen Klippen schlugen. Mit wild klopfendem Herzen suchte er verzweifelt und vergeblich nach einem Entkommen. Er war dem Tod zum Greifen nahe.
Die Reiter zerrten den vor Angst schreienden Jungen durch das Burgtor und in einen riesigen steinernen Saal. Vom Boden bis zur Decke stapelten sich dort sonderbare Steintruhen. In diesem Moment erkannte Ico, was sein Schicksal sein sollte. Die Reiter warfen ihn in eine Truhe, schlossen den schweren Steindeckel und verbannten ihn in die ewige Finsternis, Ico blieb allein in der Dunkelheit zurück, für alle Ewigkeit verdammt zur stillen Folter.
Aber das Schicksal zeigt sich gnädig. Ico entdeckt, dass er nicht an diesem Ort ist. Ein junges Mädchen namens Yorda wird in der Burg gefangen gehalten, einsam und traurig. Mit Icos Hilfe kann sie neue Hoffnung schöpfen.
Die Beiden entdecken jedoch bald, dass die ganze Burg ein Gefängnis ist, eine Festung, aus der es kein Entkommen zu geben scheint. Gespenstische Schatten verbergen sich in düsteren Ecken und setzen alles daran, Yorda zurück in die Finsternis zu zerren.